EHV-Infektion beim Pferd

Eine EHV-Infektion in Kombination mit der Erkrankung des Rückenmarks „Equine Herpesvirus-associated Myeloencephalopathy“ kurz EHM, kommt beim Pferd zwar selten vor, ist aber leider bei Ausbruch sehr schwer in den Griff zu bekommen. Nach einer Ansteckung leiden die meisten Pferde unter Fieber, ein kleiner Anteil zeigt jedoch neurologische Symptome, wie Ataxie und Parese oder Paralyse.

Bislang standen fast alle Ausbrüche im Zusammenhang mit einer Infektion durch EHV-1. Eine Infektion mit EHV-4 wurde nur ganz selten als Ursache des Ausbruchs verantwortlich gemacht.

Es wird beim EHV-1 Erreger zwischen zwei Biotypen unterschieden, der D-Variante und der N-Variante. Die D-Variante wurde in der Vergangenheit öfter mit neurologischen Ausbrüchen in Zusammenhang gebracht, als die N-Variante.

Beim Eindämmen einer Infektion ist es nebensächlich um welchen Erregertyp es sich genau handelt, die Maßnahmen sind dieselben. Höchste Priorität ist, die Infektion schnellstmöglich an einer Ausbreitung zu hindern.

Symptome EHV

Wenn sich ein Pferd mit EHV infiziert hat, kommt es zu einer Erkrankung der oberen Atemwege. Durch die starke Vermehrung des Virus kann dieses durch Husten, Schnauben oder Prusten in der Umgebung verteilt werden, diese Ansteckungsart nennt man die sog. Tröpfcheninfektion.

Eine Infektion mit EHV kommt deutlich öfter in den Frühlings- und Wintermonaten vor. Die Infektion ist abhängig vom Immunstatus und dem Infektionsdruck. Der Infektionsdruck beschreibt die Kenngröße in der Epidemiologie, welche die Infektionsgefährdung ausdrückt. Weitere Risikofaktoren für die Infektion mit EHV sind auch das Alter, das Geschlecht und die Rasse des Pferdes, sowie die Vorbelastung durch Fieber und Schüttelfrost. Unter Tiermedizinern wird dies als Virämie bezeichnet, welche das Pferd zusätzlich schwächt und empfänglich für die Vermehrung von Viren macht.

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Der klinische Verlauf einer Infektion mit EHV in drei Phasen

1. Infektion der oberen Atemwege

2. Ausbreitung des Virus über die Blutbahn

3. Infektion des Rückenmarks mit folge neurologischer Ausfallserscheinungen

Was soll bei einer Infektion mit EHV im Stall beachtet werden?

1. Identify – Erkennen von erkrankten Pferden durch Fiebermessen

2. Investigate – Ursachenforschung

3. Isolate – Isolation des betroffenen Pferde

Im Falle einer Infektion sollte der Stall mit sofortiger Wirkung unter Quarantäne gestellt werden. Dies bedeutet, es dürfen keine Neuzugänge mehr angenommen werden und Bestandspferde dürfen den Stall nicht mehr verlassen. Kranke Pferde sollten isoliert werden und keinen Kontakt mit anderen Artgenossen mehr haben. Hier gilt ein Mindestabstand von 500m. Besucherverkehr sollte dringend eingeschränkt werden. Tierärzte und Hufschmiede sollten Ihre Bekleidung wechseln oder den Stall am besten nur mit Schutzkleidung betreten.

Wie kann man den Herpes Virus beim Pferd nachweisen?

Bei Verdacht sollte zweimal täglich Fieber gemessen werden. Temperaturen höher als 38 Grad gelten als verdächtig. Pferde im näheren Kontakt sollten dringend auch kontrolliert werden.

Der Virus kann mittels eines PCR und einer Virusanzucht nachgewiesen werden. In Deutschland gibt es mehrere Labore, die solch einen Test anbieten. Beim Entnehmen der Probe mit einem Nasentupfer sollte dringend darauf geachtet werden, dass Hände und Arme nicht kontaminiert werden. Es sollten Handschuhe sowie ein Rektalhandschuh für die Arme getragen werden!

Wie kann man eine Ausbreitung von EHV verhindern?

  • Stallungen abgrenzen
  • Pferdekontakte einschränken
  • Keine fremden Pferde streicheln
  • Personenverkehr einschränken
  • strategischer Einsatz von Stallpersonal (getrennte Teams, Arbeiten von sauber nach schmutzig)
  • Bei Boxenhaltung für jedes Pferd eigene Bekleidung (Kittel, Handschuhe, Schuhe)
  • Bei jedem Pferdekontakt müssen Handschuhe getragen werden
  • Händewaschen nach jedem Pferde Kontakt
  • Bei der neurologischen Verlaufsform kann es auch zeitgleich zu EHV-1-assoziierten Aborten kommen. Plazenta, Fruchtwasser, Fruchthüllen und das abortierte Fohlen enthalten große Mengen an infektiösem Virus. Stuten scheiden das Virus noch bis zu 5 Tage nach dem Abort mit den Lochien aus.
  • Kranke Pferde, sowie Pferde mit Symptomen isolieren
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Sollte Verdacht auf das Equine Herpes Virus im Bestand oder dem eigenen Stall bestehen, ist dies dringend einem Tierarzt zu melden. Das Equine Herpes Virus ist meldepflichtig! Umso schneller man handelt, umso mehr Pferde kann man schützen.

Quelle:  Prof. Dr. Lutz Göhring, Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians Universität München, Prof. Dr. Klaus Osterrieder, Veterinärmedizinische Fakultät der Freien Universität Berlin